Sonntag, 23. Mai 2010

Pubertät – (k)ein Grund zur Panik?

Am 28.4.2010 fand in der Neuen Mittelschule und Hauptschule Auen in Villach eine spannende Diskussion zum Thema Pubertät und Entwicklung des Kindes statt. Zahlreiche Gäste, darunter vor allem Eltern, Pädagogen und Pädagoginnen, widmeten sich tiefgründiger diesem Thema. Die Sprecher und Sprecherinnen, Dr. Florian Ertle, Ingrid Schatzmayr, Maximillian Müllneritsch und Christine Kügerl, konnten dem Publikum ihre Sichtweisen mitteilen.






Christine Kügerl, Dipl. Familienberaterin und Elternbildnerin:

Sie sprach ausdrücklich über Bindungspersonen im Jugendalter.
Anhand einer Grafik konnte klar nachvollzogen werden wie die heutige Jugend denkt und fühlt.



Die Kinder entwickeln zu den Eltern in den ersten Monaten die stärkste Bindung. Wir als Eltern wachsen mit dem Kind zusammen und sind für die Kinder als Eltern am Wichtigsten. Weit abgeschlagen sind die Gleichaltrigen. Im Jugendalter kommt es zur Kehrtwendung. Parallel dazu werden die Lehrpersonen und KindergärtnerInnen wichtig. Ab 12-15 Jahren kippt dieses System. Danach nimmt die Bedeutung der Bindung rapid ab. Die Grafik schildert den normalen Verlauf eines Kindes. Kinder wollen nichts Böses. Die Bedeutung der Gleichaltrigen nimmt ab den 15 Lebensjahren enorm zu. Wie Anhand der Grafik ersichtlich ist, überkreuzen sich die Linien und zeigen uns wie sich die Beziehungen zu Geschwistern, Eltern verändern. Tritt dieser Verlauf ein, so kann eine geregelte Kind-Erwachsenen- Entwicklung stattfinden.





Dr. Florian Ertle, Facharzt für Kinder – und Jugendheilkunde:
Er berichtete über die Pubertät als Vorgang und auch über die körperlichen Veränderungen eines Jugendlichen. Woran erkennt man den Übergang vom Kind zum Erwachsenen?
Im Gehirn findet eine Umwandlung statt. Wenn das Kind groß ist, wird das Gehirn neu entwickelt. Kinder und Erwachsene gehen mit der Umwelt anders um. Inzwischen haben Jugendliche schon ein neue Gehirnstrukturen aufgebaut und entwickelt. Das kognitive System lässt uns entwickeln, planen und ausführen. Das emotionale System ist der Bereich der Emotionen. Bei Jugendlichen wird von hinten nach vorne das Gehirn neu aufgebaut. Bemerkenswert ist, dass das emotionale System in der Pubertätsphase überwiegt. Jugendliche, die mit Freunden unterwegs sind, versuchen Grenzen zu testen. Dabei spielt das emotionale System eine weitaus größere Rolle als das rationale System.
Fazit: Dieser Umbauprozess hat auch Einfluss auf die Persönlichkeit.





Ingrid Schatzmayr, Beratungslehrerin:
Ausblick, Bedeutung der Schule

Die Pubertät beschäftigt die Menschen schon seit Jahren. Damals hieß es: „Die heutige Jugend ist von grundauf verloren, sie ist böse und verloren.“ Wir gehen heute im 20Jhdt. mit diesem Thema ganz anders um. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse erlauben uns zu wissen, dass die Pubertät eine ganz wichtige Entwicklungsphase ist. Es ist eine Art Niemandsland zwischen Kind und Erwachsenen sein. Sie haben große Aufgaben zu bewältigen. Dies geht auf keinen Fall konfliktfrei über die Bühne:

- Eigene Sexualität zu entdecken (Selbstbild)
- Loslösung vom Elternhaus
- Unsicherheit im Verhalten und Kleidung ausdrücken

Die Jugendlichen sollen schlussendlichen den beruflichen und privaten Lebensweg finden. Sie brauchen eine große Portion an Einfühlungsvermögen, klare Strukturen und Grenzen und klare Vorgaben.
Die Pubertät wird nicht von allen gleich erlebt. Sie ist persönlichkeitsabhängig, vom Umfeld, vom Staat und von der Gesellschaft abhängig. In der Schule beobachten wir eine große Veränderung. In der 1. Klasse kommen Kinder in die Schule, in der 4. Klassen verlassen junge Erwachsene das Schulgebäude.

Was kann die Schule den Jugendlichen bieten?
- Soziales Lernen
- Gegenstände (situationsgebunden)
- Eigene Gefühle wahrnehmen
- Die anderen spüren und wahrnehmen

Fazit: Die Jugendlichen nehmen im Einzelgespräch viel an, in der Gruppe ist das Verhalten wieder anders. In der Gruppe zu bestehen ist ein sehr wichtiges Thema in diesem Alter.

Motto : „Achtung Baustelle, wegen Umbauarbeiten vorübergehen geschlossen“





Maximillian Müllneritsch (16J.) , Schüler:
Er berichtete über die Facetten der Pubertät. Sehr oft zum Ausdruck kam auch die negative Haltung gegenüber dem Printmedium. Er sieht die Medien als sogenannte Pushinstrumente und spürt wie sehr Medien Jugendlichen ein negatives Image aufdrücken zu versuchen. Jugendliche engagieren sich seiner Meinung nach sehr im Sozialbereich und werden selten positiv erwähnt. Freunde spielen eine größere Rolle denn je. Zu den Eltern nimmt das Vertrauen enorm ab.
Die Aufklärung ist ein Thema über das öffentlich gesprochen wird und unter Freunden kein Problem zu sein scheint. Er glaubt auch, dass Eltern ein Problem mit der Distanzierung der Kinder haben, die „Trennung vom eigenen Fleisch und Bluts“. Die Pubertät sieht er als spannende Zeit, in der sehr viele Emotionen aufkommen.
Fazit: Maximillian nennt die Pubertätsphase als eine Phase der Persönlichkeitsentwicklung.

Text und Fotos © Bianca Krammer

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